Erholsamer Schlaf auf dem Fußboden

3 Kommentare Publiziert am von Martin S.

Einige Leser werden es kennen. Sie wachen nach einer vermeintlich gut durchgeschlafenen Nacht auf und fühlen sich trotzdem wie gerädert. Die erste Vermutung ist oft, dass man „falsch gelegen“ hat. Dass diese ungünstigen Liegepostionen in Verbindung mit unserem weichen Bett und der hochentwickelten Matratzentechnik stehen könnten, kommt uns meistens nicht in den Sinn.
Um unseren Nacken- und Rückenverspannungen Herr zu werden, haben wir einen kleinen Selbstversuch gestartet. Hierbei verlassen wir unser Bett und tauschen es für einige Nächte mit dem Fußboden aus.
Man muss sich vor Augen führen, dass das moderne Schlafzimmer mit seinen Einrichtungsgegenständen erst im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts Bestandteil einer Wohnung in der westlichen Welt wurde. Ein vergleichsweise kurzer Zeitraum. Viel länger haben Menschen auf härteren, ebenerdigen Untergründen gelegen und geschlafen. Die Grundidee des Projektes ist es also bestehende Zustände zu hinterfragen und alte Verhaltensweisen zu testen.

Die erste Frage, die geklärt werden muss ist, wie das neue Nachtlager aussehen soll. Bettzeug, Yogamatte, Schaffell oder Teppich?
Schließlich möchten wir ja nicht auf dem blanken Fußboden liegen. Mangels anderer Alternativen, haben wir in unserem Versuch die Bettwäsche als Unterlage benutzt. Bettdecken sind meistens reichlich im Haushalt vorhanden und so sind sowohl Untergrund als auch Decke schnell zur Hand. Nun noch ein gemütliches Fleckchen in der Wohnung und fertig ist das „Paleo- Nachtlager“.

Und dann kommt die erste Nacht. Unschlüssig liegend und zur Decke starrend kommen Fragen auf wie: Welches ist eine gute Liegeposition? Kann man so überhaupt durchschlafen und ist das nicht vielleicht schädlich?
Einheitlich wurde von den Testpersonen berichtet, dass die ersten drei Nächte im wahrsten Sinne des Wortes hart waren. Ständig wachten die Probanden auf und versuchten eine neue, bequemere Position zu finden. Ein reines Bodenturnen. Dann aber wurde es stetig besser. Ein bemerkenswertes Ergebnis ist sogar, dass wir nach einer Nacht auf dem Boden besser aus den Federn kamen, als nach einer Nacht auf einer gefühlt bequemen Matratze.
Um Druckstellen und damit einhergehenden eingeschlafene Arme zu vermeiden, wechselt man immer wieder in andere Positionen. Das geschieht aber unbewusst in kurzen Wachphasen, an die der Mensch sich nach dem Aufwachen nicht mehr erinnern kann. Unser Schlaf gliedert sich naturgegeben in verschiedene Schlafphasen und das auf dem Bodenschlafen beeinträchtigt nicht die erholsame Tiefschlafphase. Das Wechseln zwischen den Phasen und die kurzen Wachperioden sind vielmehr ein Erbe aus früheren Zeiten. Der Mensch überprüft, ob in seiner Umgebung noch alles unverändert ist. Eine Strategie, die unser Überleben sicherte. Dabei kann man auch noch schnell eine kleine Drehung machen. Kritisch wird es nur, wenn man längere Zeit am Stück wach bleibt, da der Körper dann etwas anderes interpretiert und von Schlafen auf Wachsein umschaltet.

Matratzen-Lobby
Auf dem Boden schlafen ist nicht nur gesund, sondern hat noch einen Trainingseffekt. Durch das Schlafen auf einem härten Untergrund werden durch das Eigengewicht die Muskeln gedehnt. Genau wie bei den ausgeklügelsten Matratzen kann der Körper optimal gestützt werden und eine ausgeglichene Gewichtsverteilung ist gegeben. Zu weiche oder ausgeleierte Matratzen können erwiesenermaßen zu Schäden an der Wirbelsäule führen. Der Körper sinkt in eine Kurvenhaltung und die einseitige Belastung kann zu Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden und Schlafstörungen führen.
Wir recherchierten, dass es in Deutschland so einige Menschen gibt, die Ihr Bett abgeschafft haben. Sie sehen das Schlafzimmer als überflüssigen Wohnraum an. Wie kann das sein?
Auf dem Boden schlafen führt zu einer Entkrampfung des Bewegungsapparates. Man merkt diese Lockerung ziemlich deutlich, wenn man ein Zähneknirscher oder Daumenpresser ist. Es ist schön am Morgen ohne verspannten Kiefer und schmerzenden Gelenke aufzuwachen.

Zum Abschluss unseres Testes können wir sagen, dass wir persönlich es mögen auf dem Boden zu schlafen und es vermehrt fortsetzen werden. Das Bett oder gar das Schlafzimmer werden wir dennoch nicht aufgeben. Aber gut zu wissen, dass man es könnte.




3 Bewertungen für Erholsamer Schlaf auf dem Fußboden .

  1. Bodenschläfer sagt:

    Ich kann dem Autor hier nur zustimmen!! Schlafzimmer sind überbewertet. Ich schlafe seit ca. 3 Jahren auf dem Boden. Ein Zurück auf eine Matratze kommt für mich so schnell nicht in Frage. Null verspannt und auch wenn wenig geschlafen, fühle ich mich morgens besser als auf einer Matratze. Danke für den Artikel!

  2. japanfan sagt:

    Hast du mal Futon und Tatami prbiert? Ich schlafe seit jahren nach dem japanischen Prinzip… das ist echt klasse!
    ich hatte sie damals hier bestellt: japanwelt

  3. Müller, Marlies sagt:

    Hallo,
    Ich habe seit 3 Jahren Rückenprobleme und einen neuen Lattenrost sowie eine neue Matraze gekauft. Die Schmerzen blieben und sind Morgens nach wie vor am schlimmsten. Seit 2 Nächten schlafe ich auf dem Fußboden und ich bin wie neu geboren.
    Selbst meine Nackenprobleme sind wie von Zauberhand verschwunden.

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